Dr. Simon Rank am Albertus-Magnus-Gymnasium
Am 18. Februar 2025 sprach Dr. Simon Rank, Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapeut, anlässlich eines vom Elternbeirat organisierten Elternvortrages am AMG über die Entstehung von und den Umgang mit Suchtverhalten bei Kindern und Jugendlichen.
Zunächst zeigte Dr. Rank auf, dass Süchte häufig im Zusammenhang mit emotionalen Erfahrungen stünden. Er erläuterte deswegen, wie sich die Fähigkeit eines Kindes entwickle, mit eigenen – auch unangenehmen – Gefühlen umzugehen, und welche besondere Rolle Eltern dabei spielten, die Bedürfnisse eines Säuglings zu erkennen, zu achten und zu spiegeln. Dies bilde die Grundlage für eine gesunde emotionale Regulationsfähigkeit – eine Fähigkeit, die auch in der Pubertät vor problematischem Suchtverhalten schützen könne.
Immer wieder betonte Dr. Rank die Grundbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen nach Zuwendung, Zugehörigkeit und Anerkennung. Diese Grundbedürfnisse blieben auch zentral in der Ablösungsphase der Jugendlichen während der Pubertät. In dieser Phase wendeten sich Jugendliche zunehmend ihrer Peergroup zu – ein natürlicher Prozess, der jedoch auch Risiken berge.
In der Pubertät könne sich aufgrund interner frühkindlicher oder nicht ausreichend erworbener emotionaler Regulationsfähigkeit und/ oder aufgrund extremer (schwerer) Störung der Gefühlswelt oder der sozialen Zusammenhänge (z. B. Coronapandemie) Suchtverhalten oder suchtähnliches Verhalten entwickeln. Besonders wichtig sei es, gerade in dieser Zeit und trotz altersbedingter Umorientierungen mit dem Kind interessiert und zugewandt im Gespräch zu bleiben, statt moralische Vorträge zu halten oder Strafen zu verhängen.
Diese Empfehlungen betrafen sowohl stoffgebundenes (Alkohol-, Partydrogen, usw.) als auch nichtstoffgebundenes Suchtverhalten –So war selbstverständlich der Umgang mit digitalen Medien ein wichtiges Thema während des Abends. Insbesondere die Nutzung von Handys wurde diskutiert: Wie viel ist zu viel? Wann wird aus normalem Medienkonsum ein Problem? Und welche Rolle spielt unser eigenes Verhalten und unser eigener andauernder Medienkonsum für den Umgang der Kinder mit ihren mobilen Endgeräten? Hier riet Dr. Rank, das unvermeidbare, nämlich die alltägliche Präsenz beispielsweise der Handys, zu akzeptieren, jedoch immer wachsam und interessiert vor allem die Inhalte mit den Kindern und Jugendlichen zu besprechen. Nicht jeder Medienkonsum sei per se problematisch. Ernstzunehmende Warnsignale – und das gelte für jedes Suchtverhalten – seien das Abdriften in Parallelwelten, eine Abwendung von früheren bedeutsamen Beschäftigungen, von Hobbys und Freunden und schließlich das Fernbleiben von der Schule oder ein deutlich erschwerter Schulbesuch.
Besonders wichtig sei es in diesen Situationen für uns Eltern, im Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen zu bleiben und zu verstehen, was für sie den besonderen Reiz dieser „Parallelwelten“ ausmache, und welche zentralen Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Zuwendung und Anerkennung hier befriedigt würden.
Der Vortragsabend verlief lebhaft und dauerte länger als geplant – nicht zuletzt wegen der zahlreichen Fragen aus dem Publikum, die Dr. Rank mit großer Expertise geduldig und humorvoll beantwortete.
Zum Abschluss überreichte ihm der Elternbeirat als Dankeschön eine Flasche Wein und ein Handy aus Schokolade – ein passendes Geschenk nach einem Abend, der viele Denkanstöße bot und sicher noch für Gesprächsstoff sorgen wird.
Foto: privat